Der Klostergarten

19.06.2022

Das ist unseren kleiner Küchengarten, den wir nach dem Vorbild eines Klostergartens gestaltet haben. 

Außerdem zeige ich Euch den Klostergarten des grauen Klosters in Greifswald und den Klostergarten auf der Comburg bei Schwäbisch Hall und verrate Euch, welches alte Geheimwissen wir von den Mönchen abschauen können.

In einem Klostergarten wachsen Heilpflanzen, Nutzpflanzen für die Ernährung, und wunderschön blühende Zierpflanzen gemeinsam.

Schutz

Klostergärten sind durch Mauern oder Hecken vor Wind und Kälte geschützt. Mauern aus Stein speichern im Sommer die Wärme und sorgen für ein günstiges Wachstumsklima.

Auch Wild, andere Tiere und sonstige hungrige Nachbarn werden durch die Mauern oder Hecken von den begehrten Früchten fern gehalten.

Gute Planung: Wege, Beetumrandung, Struktur

Klostergärten sind klar gegliedert. So wurden die kleinen, gut zu bewirtschaftenden Beete entweder  in einem Schachbrettmuster oder in parallelen Reihen angelegt. 

Wege dürfen dabei nicht fehlen, denn sie trennen die einzelnen Beete und ermöglichen gleichzeitig eine gute Erreichbarkeit für die Pflege oder Ernte. 

Diese Wege sollten auch bei Regen gut begehbar sein. Ziegel oder Kies eignet sich hervorragend.

Im Zentrum der Gärten befand sich oft ein Rondell mit einem Brunnen oder einer Statue, oder ein zentrales dekoratives Beet. Urspüngliches Vorbild für die Klostergärten waren die Gärten der Antike und römischer Villen.

Die Beete waren meist durch Holz, Flechtwerk, Ziegel oder Steine abgetrennt. Teilweise wuchsen wie in Bauerngärten bunte Zierblumen neben nahrhaftem Nutzgemüse.

Mischkultur für höhere Erträge

Eines der Geheimnisse der Mönche, was den erfolgreichen Gemüseanbau betrifft, waren Kenntnisse darüber, welche Pflanzennachbarn sich gegenseitig unterstützen. 

Die Mönche hatten durch genaue Beobachtung und Aufzeichnungen schon Erfahrung mit der Mischkultur und wussten, welche Planzen in einem Beet gut miteinander harmonieren. Aber auch welche Pflanzkombinationen Schadinsekten verhalten.

Wir können dieses Wissen heute bei unserer Beetplanung ebenfalls nutzen und Nutzpflanzen die sich gegenseitig begünstigen nebeneinander Pflanzen.

Klassiker sind Zwiebeln oder Knoblauch neben Erdbeeren, oder Möhren und Zwiebeln.

Einen wunderbaren Artikel auch mit einer Mischkulturtabelle (Wer kann mit wem, und welche Kombination passt gar nicht) findet ihr in dem traumhaft fotografierten und liebevoll aufbereiteten Blog von Krautkopf, einem Fotografenpaar aus Berlin, die in der Weite Mecklenburg-Vorpommerns einen traumhaften Natur- und Selbstversorgergarten aufgebaut haben. (Werbung ohne Gegenleistung wegen Verlinkung)

Giftpflanzen

Die Dosis macht das Gift! Manche Heilpflanzen, wie der herzstärkende Fingerhut, sind in geringsten Dosen medizinisch wirksam, aber die Pflanze ist hochgiftig! So hübsch der Fingerhut ist, Sicherheit geht vor. Giftpflanzen gehören nicht in den Küchengarten. 

Auch schwach giftige Blumenzwiebeln von Frühjahrsblühern würde ich wegen der Verwechslungsgefahr mit unseren Küchenzwiebeln nicht in die Beete des  Nutzgarten pflanzen.

Sicher sind auch rohe Bohnen schwach giftig und die oberirdischen Pflanzenteile der Kartoffeln. Das kann man Kindern erklären.

Neue Pflanzen aus aller Welt

Auch auf den spanischen Schiffen, die 1552 kurz nach der Entdeckung von Amerika auf dem südamerikanischen Kontinent vordrangen, waren Mönche dabei, die sich für die Landwirtschaft der Inkas interessierten. Sie brachten die Kartoffel mit nach Europa und die Pflanze verbreitete sich in den Klöstern. Bereits 1621 erschien ein im Kloster Seitenstetten in Niederöstereich geschriebenes Kochbuch mit Kartoffelrezepten.

Auch Samen für Gartenbohnen, Mais und Kürbisse brachten die spanischen Seefahrer aus Übersee mit und auch diese wurden seither in Klostergärten kultiviert.

Hierfür bauten die Mönche Rankgerüste, die die Ernte vervielfachten.

Die Klostergärten dienten hauptsächlich der Selbstversorgung der Mönche und sie waren auf den Ertrag angewiesen.

Düngung mit Kompost, Mist, und Jauchen

Die Mönche düngten ihre Beete mit dem Kot der Tiere die in dem Kloster lebten. Tauben- und Hühnereinstreu, Ziegenexkremente aber auch selbstgebraute stärkende Jauchen und Tees.

Schädlingsabwehr

Auch zur Schädlingsabwehr hatten die Mönche und Nonnen ihre bewährten teils geheimen Rezepte, die niedergeschrieben und weitergegeben wurden.

Beerengarten

Süße Früchte wurden auch von den Mitgliedern der geistigen Orden nicht verschmäht: Einen eigenen Beerengarten gab es in jedem Klostergarten (und auch bei uns es in Klein), hier wachsen Brombeeren, Himbeeren, Johannisbeeren und Stachelbeeren. 

Das beheizte Frühbeet

Tomaten und Paprika kamen ebenfalls aus Amerika in die Klostergärten. Und den Mönchen gelang es die wärmeliebenden Pflanzen auch in Europa zu kultivieren.

Dafür wurde in einem Hochbeet aus Holz eine ca. 20 cm dicke Schicht Pferdemist und weiche Küchenabfälle eingefüllt und diese Mischung mit 30 cm fruchtbarer Erde überschichtet.

Durch die Vorrottungsprozesse entstand Wärme, von der die empfindlichen Tomaten und Paprikapflänzchen profitierten. Das Beet war später zusätzlich mit einer Glasscheibe geschützt.

Der Kräuter- oder Heilgarten

Das Herzstück des Klostergartens war der Kräuter- und Heilgarten. Aufgabe der Kloster war es auch Kranke zu pflegen und mit pflanzlicher Medizin zu versorgen.

In unserem Küchengarten wachsen viele duftende Kräuter, die bei uns das Essen verfeinern.

Für den Anbau der mediterranen Kräuter verwendeten die Mönche mit Sand abgemagerte Erde, und sorgten mit Sand uns Kies unter den Pflanzen für eine ausreichende Drainage um Staunässe im Winter zu vermeiden.

Manche Pfänzchen benötigten im Winter einen aufwändigen Schutz mit Laubabdeckung und Schutz vor Winternässe. Einige Exoten wurden auch in Töpfen gezogen und im Haus überwintert.

Im Klostergarten gab es zu jeder Jahreszeit etwas zu tun. Und die Versorgung eines Klostergartens war eine Kunst, die viel Wissen und Hingabe erforderte.


Klostergarten der Comburg

Die Comburg ist eine beeindruckendes Bauwerk mit Gebäuden aus dem 11. bis 18. Jahrhundert. Das ehemalige Kloster liegt auf einem Berg bei Schwäbisch Hall über dem Ortsteil Steinbach.

Heute werden dort Lehrer weitergebildet und in der katholischen Kirche Sankt Nikolaus finden Gottesdienste statt. Die Burganlage kann besichtigt werden und meine Kinder lieben die Wehrgänge durch die Ringmauer und den Ausblick aus den Wehrtürmen. 

Das Benediktinerkloster wurde so angelegt, dass die Mönche relativ autark waren.

"Das Kloster soll, wenn möglich, so angelegt werden, dass sich alles Notwendige, nämlich Wasser, Mühle, Garten, innerhalb des Klosters befindet und die verschiedenen Arten des Handwerks dort ausgeübt werden können"(Benediktregel, Kapitel 66).

Der Klostergarten sollte der Selbstversorgung dienen:

Im Inneren des Klosters wurde in den Burggräben Hühner und anderes Geflügel gehalten, deren Eier ein wichtiger Nahrungsbestandteil waren.  Aber auch Ziegen, deren Milch zur Ernährung der Mönche diente, lebte innerhalb der Burgmauern. 

In anderen Abschnitten der Burggräben wurde Gemüse für die Selbstversorgung gepflegt. 

In Blumenbeeten vor der Kirche  wuchsen Stauden und einjährige Blumen, um das ganze Kirchenjahr hindurch Blütenschmuck für den Altar zu liefern. 

Das besondere Kernstück des Klostergartens war der Heilkräutergarten, der von Mauern geschützt im warmen, windgeschützten Innenhof des Kreuzgangs gedieh. Hier konnten auch mediterrane Arzneipflanzen wachsen.

Die Mönche tauschten europaweit Samen und Pflanzen aus, und auch ihre Erfahrungen mit deren Heilwirkungen. 

Die Medizin der damaligen Zeit kannte noch keine Antibiotika. Die Klostergärten bildeten eine wichtige Grundlage der medizinischen Versorgung der breiten Bevölkerung. 

Inzwischen konnte bei einem Teil der verwendeten Kräutern und Pflanzen auch wissenschaftlich wirksame Inhaltsstoffe nachgewiesen werden, und diese werden auch heute in der modernen Naturmedizin eingesetzt. 

Viele Pflanzen aus den Klostergärten fanden bald ihren Weg in die Küchengärten der Bevölkerung, wie zum Beispiel Dill, Fenchel und Liebstöckel.

Hildegard von Bingen

Zu den Klostergärten gehört für mich auch immer die Nonne Hildegard von Bingen. (1098 - 1179) Sie hatte hervorragende Kenntnisse über das damaliges Heil- und Kräuterwissen. Es gelang ihr durch die Verwendung der volkstümlichen Namen der Pflanzen dieses Wissen der breiten Bevölkerung zugänglich zu machen. Über lange Zeit prägte sie die Volksmedizin. 

Hildegard von Bingen war jedoch schon zu ihrer Lebzeit umstritten, da sie über göttliche Visionen berichtete. Vieles zu ihrem Verständnis zur Krankheitsentstehung gilt inzwischen als überholt, und nicht allen ihren Rezepten konnte eine Heilwirkung nachgewiesen werden, manche Zubereitungen sind möglicherweise auch schädlich.

Der ehemalige Heilkräutergarten, der inmitten des Kreuzganges liegt hat auch heute noch eine zauberhafte Ausstrahlung.

Früher war er das geschützte Herzstück des Klosters, das Fremde nicht betreten durften.

Im Burggraben wuchsen früher Kartoffeln, Kohl, Möhren und andere Wurzelfrüchte.

Vielleicht schafft ihr ja mal, wenn ihr in der Nähe von Schwäbisch Hall seid, einen Ausflug in das Kloster Comburg bei Hessenthal und genießt wie wir eine Reise in eine andere Zeit!


Das graue Kloster in Greifswald

Auch bei uns in Greifswald gibt es ein ehemaliges Kloster mit einem Klostergarten.

Das graue Kloster hat seinen Namen wegen der grauen Kutten, die die Franziskanermönche früher trugen.

Das Kloster existierte vom 13.-16. Jahrhundert, heute ist vom alten Kloster nur noch das Guardianshaus übrig.

Heute steht an der Stelle des alten Klosters das pommersche Landesmuseum.

Das pommersche Landesmuseum beherbergt und pflegt auch den nach altem Vorbild wieder aufgebauten Klostergarten.

Der Klostergarten liegt direkt hinter den historischen Stadtmauern.

In den Beeten wachsen alte Heilkräuter. Die Pflanzen sind alle beschriftet.

Es duftet, wenn man durch die Beete spaziert.

An den Ziegelwänden wachsen Spalierbirnen.


Bestimmt gibt es auch in Eurer Nähe eine Klostergarten? Ich freue mich, wenn Ihr mir schreibt, wo man noch Klostergärten besichtigen kann!

Ich freue mich über Eure Nachricht!

Herzliche Grüße

Eure Marion

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