Ein Landschaftsgarten im englischen Stil: Park Putbus

28.06.2022
  • Wie kommt ein durch englische Druiden inspirierter riesiger, weißer Rondellplatz in das verschlafene Städtchen Putbus auf der Insel Rügen?
  • Warum gibt es dort im Schlosspark kein Schloss mehr?
  • Und weshalb gibt es im Park (von wenigen Rosen abgesehen) keine Blumen?

Mache mit mir einen virtuellen Ausflug in den Schlosspark nach Putbus und lass uns all das herausfinden!


Fürst Wilhelm Malte zu Putbus

Der weit gereiste (1783 geborene) Wilhelm Malte I. entstammt dem alten Adelsgeschlecht derer von Putbus und er hatte eine Vision:

Das verschlafene Örtchen Putbus, (der Wohnsitz seiner Vorfahren auf der Ostseeinsel Rügen) sollte eine schöne, moderne Residenzstadt werden.

1810 wurde die weiße Stadt Putbus von Fürst Wilhelm Malte zu Putbus am Reisbrett geplant und gegründet. 

Mit beeindruckenden weißen Gebäuden, Rosen überall,  einem schicken Marktplatz mit einem wunderbaren antiken Theater, einem repräsentativem Rondellplatz und einer ehrwürdigen Schule.

Am nahe gelegenen Meer ließ Wilhelm Malte ein herrschaftliches Badehaus bauen, dass den gesamten deutschen Adel an die Ostsee locken sollte.

Und natürlich wurde auch das kleine Schlösschen  der Familie in ein großes beeindruckendes, klassizistisches Schloss umgebaut mit einem großzügigen Park!

Der Park Putbus ist ein Landschaftsgarten im englischen Stil mit einem beeindruckenden Baumbestand und Blick bis auf das Meer. 

Ab 1804 wurde der Park in einem englischen Landschaftsgarten umgestaltet.  

Er ist einen Ausflug auf jeden Fall wert.


Englische Landschaftsgärten

Englische Landschaftgärten sind Gärten, die überwiegend ohne Blumen auskommen. 

Wie in einem begehbarem Gemälde soll die sorgsam modelierte Landschaft den Besucher erfreuen. Es sollte alles natürlich wirken, aber trotzdem war es das Ziel, die Natur absolut perfekt zu inszenieren.

Liebliche Seen stellten oft das Zentrum eines solchen Landschaftsgartens dar.

Umgeben waren diese dann von genau geplanten Baumgruppen auf sanften Hügeln. 

In den Wiesen schwangen sich organisch gebogene Wege. 

Malerische Brücken über Gewässer sind ebenfalls ein typisches Element. 

Gebäude zur Dekoration wurde extra errichtet: Kleine antik anmutende Tempel stehen oft oben auf einem Hügel. Sie sollten den Horizont betonen. 

Überall in der Landschaft wurden unauffällig aber gekonnt Blickpunkte verteilt. 

Alle diese Elemente wurden im putbuser Park verwirklicht. Dazu unten mehr. 

Zunächst einmal reisen wir nach Putbus.


Der von Druiden inspirierte Circus

Wenn man den Park in Putbus besuchen möchte führt die Straße aus dem schattigen Buchenwald durch dieses große steinerne Tor direkt auf den hellen großen Rondellplatz. Die Putbuser nennen ihn auch Circus.

Der Blick fällt sofort auf den riesigen Obelisk in der Mitte des Platzes.

Inspiriert zu diesem Rondellplatz wurde Fürst Malte von Putbus bei einer Reise in das englischen Kur-Städtchen Bath.

Dort gibt es ebenfalls einen runden Platz, mit drei Eingängen, der von drei kreisförmigen Gebäuden umschlossen wird,

Exkurs: Der runde Platz von Bath hat auch eine lustige Geschichte:

Der Architekt John Wood des englischen Rondells nahm an, dass Bath das Zentrum der früheren keltischen Druiden gewesen sein müsste.

Die Gesellschaft im 18. Jahrhundert war sehr fasziniert von den Druiden.

Die Druiden galten als geheimnisvolle Weise, Hüter des heute verlorenem Wissen über die Heilkunst mit Pflanzen und kultische Leiter der keltischen vorchristlichen Gesellschaft. Damals wurde angenommen, dass auch Stonehenge, ein ehemaliger druidischer Tempel sei. 

Deshalb entwarf der Architekt Wood den runden Platz in Bath, der den gleichen Durchmesser von 97m, wie der Erdwall um das Monument Stonehenge hat.

Tatsächlich stammt die riesige Steinanlage Stonehenge aber nicht von keltischen Druiden, sondern von vorkeltischen  Siedlern aus der Jungsteinzeit, die mit dem Bau vor mehr als 4000 Jahren begannen,


Ein steingewordener Sonnenstrahl: Der Obelisk

In der Mitte des putbuser Circus steht dieser 21 m hohe Obelisk aus Sandstein. 

Obelisken sind eigentlich eine ägyptische Erfindung. Bei dem Volk der Pharaonen symbolisierten sie steingewordene Sonnenstrahlen, die die Welt der Götter mir der Welt der Menschen verbinden sollten.

Der Putbuser Obelisk trägt allerdings keine pyramidische Spitze, sondern die Fürstenkrone des Gründers dieser am Reisbrett geplanten weißen Stadt.


Die weißen Häuser von Putbus

Weiße Häuser im klassizistischen Stil umgeben den Kreis. Vor den Häusern wurden schon damals Rosen gepflanzt.

Vom Obelisken ziehen sternförmig acht Wege geometrisch im 45° Winkel durch den kreisförmigen Platz. 

Zwischen den Wegen liegt gepflegter, gemähter Rasen. Auch heute noch führt die Straße über die man Putbus erreicht um den Circus. Und direkt am Circus befinden sich auch Parkplätze, wo man das Auto abstellen kann, wenn man den Park besuchen möchte.

Von der Touristenhauptsaison in den Sommerferien einmal abgesehen, wann immer wir einen Abstecher nach Putbus machen, wundern wir uns wie bezaubernd verschlafen dieses kleine klassizistische Städtchen wirkt.

Wir waren auch meist fast alleine im Park. Diese Fotos habe ich Ende Juni gemacht.

Der Schlosspark: Alter Baumbestand

Hier beginnt der eigentliche Schlosspark: Die Kastanienallee, die direkt in den Park führt ist die Verlängerung eines Weges, der am Obelisk startet.

Die alten Bäume mit der knorrigen Rinde sind imposante Gestalten.

Und hier ist er, wie es sich für einen englischen Landschaftspark gehört: Der malerische Schwanensee als zentrales Element des Parkes.

Der Baumbestand darf natürlich wachsen in den englischen Landschaftsgärten.


Das Mausoleum

Wir zweigen meist von der Kastanienalle ab, wenn wir das Mausoleum der Familie des Schlossherren entdecken.

Durch das reich verzierte Metalltor kann man einen Blick ins morbide Innere werfen.

Dort entdeckt man in der mit Säulen verzierten Gruft die alten inzwischen wohl leeren Särge derer von Putbus.

Vom Mausoluem wandeln wir weiter zur Orangerie, und der Blick schweift in die Weite bis zum Marstall, wo früher die Kutschen geparkt wurden und die Stallungen der Pferde waren.

Heute ist der Marstall renoviert und wird für kulturelle Veranstaltungen und Gastronomie genutzt.


Ein Gemälde durch das man spazieren kann

Diese sanften Hügel wurden mühsam modeliert. Vor Anlage des Landschaftsparkes war das Gelände hier terrassiert und es war versucht worden Wein anzubauen.

Geschwungene Wege und gepflegte Sitzplätze ermöglichen es den Besuchern durch das "Gemälde" zu spazieren.

All diese unterschiedlichen Bäume mit verschiedenen Laubfarben und Größen und Formen waren von den den Kunstgärtnern Jochen Christoph Hallinger und Christian Friedrich Hallinger 1804 bis 1825 in Absprache mit dem Fürsten so geplant worden.

Wobei die Gärtner auch damals auf einen alten Baumbestand zurückgreifen konnten, der in die Planung integriert wurde.


Die Orangerie

Das ist die Orangerie, in der früher Zitrusbäumchen und andere Exoten überwintert wurden. Dieses klassizistische Gebäude liegt ganz oben auf der höchsten Anhöhe. Von dort hat man einen herrlichen Blick. Der Fürst ließ damals sogar Schneißen schlagen, damit der Blick auf das Meer wieder möglich wurde.

Vom Rest des Parkes bildet das Gebäude einen reizvollen Blickpunkt am Horizont, 

Vor der Orangerie findet sich eine Nachbildung der berühmten antiken Statue "Der sterbende Gallier".

Die  Orangerie wurde 1845 erbaut und diente früher schon teilweise als Festsaal. Aktuell enthält sie Ausstellungen.

Im Innenhof der Orangerie liegt dieses runde, von Rosen und Buchs gesäumte Wasserbecken.

Heute kann man sich in der Orangerie trauen lassen,

Das ist der Blick von einer kleinen Insel im Schwanenteich zum Marstall. Eine kleine Brücke macht die Insel für Besucher erreichbar.

Früher gab es eine kunstvoll gestaltete 18 m lange Brücke über die engste Stelle des Sees und die kleine Insel gehörte heimischen und exotischen Vögeln, die den See belebten und die Betrachter staunen ließen.

Am Horizont ahnt man hier die Orangerie.


Ein Park ohne Schloss

Der Schlosspark Putbus ist ein Park ohne Schloss. Seit mindesten 1371 war der Schlosspark, die Heimat des Adelsgeschlechts von Putbus.

Wobei Putbus wohl  "Hinter dem Fliederbusch" bedeutet, was ich sehr hübsch finde.

Bis 1832 ließ Fürst Malte das Schloss in klassizistischemem Stil nach Plänen des Berliner Architekten Johann Gottfried Steinmeyer umbauen.

1962 wurde das verfallene Schloss aus praktischen aber auch ideologischen Gründen gesprengt und abgetragen,

Nur die Schlossterrasse am Schwanenteich mit der beeindruckenden Pergola steht noch.

Direkt hinter der Pergola stand früher das Schloss. Von der Pergola führen über symmetrische Treppen Stufen zu einer Terrasse am Schwanenteich herab.

Heute stehen hier gemütliche Liegenstühle, von denen der Blick auf die schöne Wasserfläche genossen werden kann.

Sehr kunstvoll sind die Mauern der Terrasse in die Natur eingefügt.

Auch heute noch sind die in Sandstein gehauenen Verzierungen der Säulen gut erhalten.

Falls ihr einmal auf die Insel Rügen fahrt, empfehle ich euch einen Abstecher in den Schlosspark Putbus. 

Vielleicht möchtet ihr danach eine Vorstellung in dem wunderschönen putbusser Theater besuchen? Oder ihr plant Euren Besuch passend zu einer der kulturellen Veranstaltungen im Park und in der weißen Stadt? Hier findet ihr eine Übersicht über die Veranstaltungen der Stadt Putbus (Werbung ohne Gegenleistung).


Gefallen Euch Landschaftsgärten im englischen Stil ohne Blumen? Oder gehören bei Euch Blüten zu einem schönen Garten einfach dazu?

Ich freue mich über eure Rückmeldungen, Anregungen und Kommentare!

Herzliche Grüße

Eure Marion


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